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Rückblick   Freischießen 2016  11. - 21. August 2016   Rückblick

Titelbild:
Historische Schießscheibe von 1791 aus dem Archiv der Schützengesellschaft Kronach. Hummelverzeichnis Nr. 66.
Viereckig, 60 x 60 cm.
Gartenszene aus der Rokokozeit mit lesenden jungen Frauen.
Die Umschrift lautet:
„ Lest mir nicht zuviel Roman, Mädchen lest Mier nicht so viel. Sprag jüngst hin Frau Marian. Es ist eitel Posen sbiel. Glaub mir ich bin jung gewesen, hab das unglück auch gefühlt, schön sind sie und leicht zu lesen Mädchen aber schwer gespilt.“
Gegen V: Der Samtl: Schüzen Companie den 16. August 1791

Im Zeitalter der Aufklärung verbreitete sich auch das Lesen im „einfachen“ Volk. Dieser Entwicklung standen die Aufklärer selbst sehr mißtrauisch gegenüber, man befürchtete eine Vernachlässigung der Pflichten. Besonders das Wirken der Frau sollte auf den häuslichen Bereich beschränkt bleiben.
Adolph von Knigge schreibt in seiner Aufkärungsschrift „Ueber den Umgang mit Menschen“: „... ein Frauenzimmer ... soll nicht umherschweifen in allen Theilen der Gelehrsamkeit... Dann sieht sie die wichtigsten Sorgen der Hauswirthschaft, die Erziehung ihrer Kinder ... als Kleinigkeiten an, glaubt sich berechtigt, das Joch der männlichen Herrschaft abzuschütteln ... träumt ohne Unterlaß sich in idealische Welten hinein ... Es geht alles verkehrt im Hause: Die Speisen kommen kalt oder angebrannt auf den Tisch; Es werden Schulden auf Schulden gehäuft; der arme Mann muß mit durchlöerten Strümpfen einherwandeln; Wenn er nach häuslichen Freuden seufzt  ... wirft sie ihm höhnisch vor, wie wenig der Unwürdige, Gefühllose den Werth des Schatzes erkennt, den er zu seinem Jammer besitzt.“

Die Scheibe ist eine von drei Scheiben mit dem Stiftungsdatum 16. August 1791, die sich im Besitz der SG Kronach befinden. Sie wurden augenscheinlich vom selben Künstler gestaltet und deuten wohl auf eine größere schießsportliche Veranstaltung an diesem Tag hin. Ein Freischießen vor 225 Jahren.